Tauben? Weg!
Es ist Mittag und ich finde das Wetter gerade wundervoll. Es ist dieses typische Januarwetter, wenn es eigentlich für die Jahreszeit zu warm ist - die Sonne scheint, es hat dieses einzigartige Winterlicht, der Schnee ist gerade weggeschmolzen und überall um mich herum flattert und piept es, die Meisen und Spatzen hüpfen in den Büschen hin und her. Das Gefühl in mir ist fast schon frühlingshaft.
Ich gehe meine übliche Runde in der Pause an der Altmühl entlang. Auf den Neubauten der Spitalstadt hat sich eine ganze Reihe Tauben niedergelassen. Als ich näherkomme, erheben sich alle gleichzeitig in die Lüfte und fliegen fast in Formation auf die andere Seite des Flusses. Dort drehen sie bei, ziehen eine Kurve und kehren um. Wieder zurück auf meiner Seite lassen sie sich geschlossen auf dem Gebäuderand nieder, fein säuberlich im Abstand von je einer Taubenbreite.
Für ungefähr 2,5 Sekunden. Dann flattern wieder alle gleichzeitig hoch und drehen erneut eine Runde, diesmal direkt über mich hinweg. Fasziniert bleibe ich stehen und sehe dem Treiben zu.
Immer wieder zieht dieser kleine Taubenschwarm seine Kreise, immer wieder fliegen sie knapp an mir vorbei und über meinen Kopf. Das vielfache Rauschen ihrer kleinen Flügel ist ein schönes
Geräusch.
Manchmal ducke ich mich aus Angst vor eventuellen netten "Geschenken", aber diese Tauben sind
anscheinend stubenrein. Im Gegenlicht der Sonne sehe ich ihre Silhouetten.
Ich zücke mein Handy, um zumindest ein Erinnerungsfoto für mich zu machen, denn mir ist folgendes sehr bewusst:
Jede Situation ist einzigartig.
Ich weiß genau, wenn ich jetzt heimginge und meine Kamera holen würde, dann wären die Tauben…
WEG!
Wie oft ist mir das schon so gegangen, dass ich ohne meine Kamera Tiere beobachtet habe und mir Stelle und Tageszeit gemerkt habe, damit ich später wiederkommen kann, um die Fotos zu
machen, die ich während der Beobachtung vor meinem inneren Kameraauge gesehen
habe.
Und was glaubt Ihr, wie oft das in den letzten Jahren so funktioniert hat?
Richtig.
Nicht einmal.
Entweder ist das Licht ein komplett anderes oder das Wetter gleich wochenlang richtig schlecht. Oder die Tiere tauchen nicht mehr auf. Oder die Tiere tauchen auf und verhalten sich
vollkommen anders. Oder - im schlimmsten Fall - von den Äußerlichkeiten passt
zwar alles, aber ich bekomme es nicht so hin, wie ich mir das vorstelle.
Was man aber nicht verachten sollte, ist trotzdem das Erlebnis in der Natur. Man nimmt diese
Bilder im Innern mit und erfreut sich an ihnen auch ohne ein Abbild in der digitalen Welt oder auf Papier.
Zumindest für diesen Blog-Artikel konnte ich ein paar wenige Aufnahmen machen, die meiner Vorstellung immerhin nahe kamen, ergänzt um ein paar Enten und einen Spatz. Viel Spaß!








