Starre Regeln
Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden.
Diesen Spruch mag ich eigentlich nicht, denn er widerspricht meinem inneren
Gerechtigkeitssinn. Die meisten 'von außen' aufgetragenen Regeln in
unser aller Leben halte ich für sinnvoll, umsetzbar und gerechtfertigt, ja
sogar notwendig, damit die Welt nicht noch mehr im Chaos versinkt als ohnehin
schon.
Allerdings…
In der Fotografie sieht das ganz anders aus. Denn hier würde ich den Spruch
jederzeit unterschreiben. Es gibt in der klassischen Fotoschule ja einen
riesigen Haufen von Regeln, die einem gerne allenthalben um die Ohren gehauen
werden, ob man jetzt Lehrbücher liest, Kurse besucht, Youtube-Videos schaut
oder oder oder.
Und ja - von diesen Regeln zu wissen, sie in- und auswendig zu kennen und auch
umsetzen zu können, ist extrem wichtig und die Voraussetzung dafür, sie NICHT
anzuwenden, sondern ab und zu bewusst zu brechen. Ich sage auch wirklich
'ab und zu', denn viele der Anweisungen haben ja den tieferen Sinn,
Fotos ansprechender zu gestalten, bestes Beispiel ist hier der goldene Schnitt
(1:1,618).
Für mich ist der goldene Schnitt ein Naturgesetz, dem auch wir als Teil
der Natur unterliegen. Unzählige Beispiele gibt es in Tier- und Pflanzenwelt,
die dieses Verhältnis zeigen und das ist auch der Grund, warum wir das als so
harmonisch empfinden: Wenn ich dem Vogel genug Raum gebe in die Richtung, in
die er schaut oder fliegt, dann sieht das schlicht und ergreifend für jeden Menschen
besser aus, als wenn das Motiv ohne Spannung zu erzeugen in der Mitte herumdümpelt.
Jetzt ist es aber so: Wenn alle Fotografen diese Regeln bei ihrer Arbeit
durchgängig beachten würden, dann würden irgendwann alle Bilder gleich aussehen
(und das ist ein Problem, welches ich in einem anderen Blogeintrag noch einmal
aufgreifen werde) und somit wieder langweilig.
Außerdem würde das strenge Befolgen aller Regeln uns Fotografen von einem der
schönsten Aspekte unseres Hobbys abhalten - dem Experimentieren. Mit Licht, mit
Gestaltungen, mit verschiedenen Techniken. Was funktioniert, was sieht gut aus,
was wirkt dagegen nicht so angenehm fürs Auge?
Die interessantesten Bilder sind für mich oft die, die genau mit dem Bruch
dieser üblichen Regeln spielen. Die Fotos, die mich überraschen, wecken oft
mehr Emotionen, als die zwar schön anzusehenden, aber dann doch irgendwie
braven Bilder gemäß den Regeln.
Wie geht es Euch damit?











